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Dieses Kapitel behandelt einige tiefer gehende Internas der Debian-Paketverwaltung. Wenn Sie hauptsächlich an der Verwendung der entsprechenden Programme interessiert sind, springen Sie zu Kapitel 8, Die Debian-Paketverwaltungswerkzeuge und/oder Kapitel 9, Wie man sein Debian-System auf aktuellem Stand hält.
Pakete beinhalten im Grundsatz alle notwendigen Dateien, um eine Sammlung zusammengehöriger Befehle und Fähigkeiten zu implementieren. Es gibt zwei Arten von Debian-Paketen:
Binärpakete, die ausführbare Dateien,
Konfigurationsdateien, man/info-Seiten, Copyright-Informationen und andere
Dokumentation beinhalten. Diese Pakete werden in einem speziellen
Debian-Archivformat verteilt (siehe Abschnitt 7.2, „Wie ist ein binäres Debian-Pakets aufgebaut?“). Sie sind
für gewöhnlich an der Dateierweiterung ».deb« zu erkennen. Binärpakete
können mittels des Debian-Werkzeugs dpkg
entpackt werden
(eventuell auch über Frontends wie apt). Mehr Details
finden Sie auf dessen Handbuchseite.
Quellpakete, welche aus einer
.dsc
-Datei bestehen, die das Quellpaket beschreibt
(inklusive der Namen der folgenden Dateien), einer
.orig.tar.gz
-Datei, welche den Original-Quellcode ohne
Veränderungen in einem gzip-komprimierten tar-Format enthält, sowie
üblicherweise einer .debian.tar.xz
-Datei mit
Debian-spezifischen Änderungen des Codes. Das Dienstprogramm
dpkg-source
packt und entpackt Debian-Quellpakete. Mehr
Details sind auf der Handbuchseite zu finden. (Das Programm
apt-get kann als Frontend für
dpkg-source
genutzt werden.)
Für die Installation von Software benutzt das System die von den
Paketbetreuern sorgfältig definierten Abhängigkeiten. Diese Abhängigkeiten
sind in der control
-Datei, die zu jedem Paket gehört,
dokumentiert. Zum Beispiel beinhaltet das Paket des GNU C-Compilers
(gcc
) Abhängigkeiten (»depends«) zu
dem Paket binutils
, welches den
Linker und den Assembler enthält. Wenn ein Benutzer versucht, gcc
zu installieren, ohne zuerst binutils
installiert zu haben, gibt das
Paketverwaltungssystem (dpkg) die Fehlernachricht aus, dass es das Paket
binutils
benötigt und stoppt die
Installation von gcc
. (Allerdings
kann, wer dies nicht hinnehmen möchte, die Prüfung außer Kraft setzen, siehe
dpkg(8).)
Näheres in Abschnitt 7.9, „Was ist damit gemeint, dass ein Paket eine Depends-,
Recommends-, Suggests-,
Conflicts-, Replaces- oder
Provides-Abhängigkeit zu einem anderen Paket hat?“ weiter unten.
Debian-Paketwerkzeuge können benutzt werden, um:
Pakete oder Paketteile zu verändern und zu verwalten;
lokal eine vom Nutzer bevorzugte Version einer Datei in ein Paket einzufügen;
Entwickler beim Aufbau von Paketarchiven zu unterstützen, und
Benutzern die Installation von Paketen zu ermöglichen, die sich z.B. auf fernen Archiv-Servern befinden.
A Debian "package", or a Debian archive file, contains the executable files,
libraries, and documentation associated with a particular program or set of
related programs. Normally, a Debian archive file has a filename that ends
in .deb
.
Die Interna des Debian-Paketformats für ausführbare Programme sind auf der
Handbuchseite
deb(5)
beschrieben. Dieses interne Format kann sich (von einer
Debian GNU/Linux-Veröffentlichung zur anderen) verändern, benutzen Sie daher bitte
immer
dpkg-deb(1),
um .deb
-Dateien zu bearbeiten.
The Debian binary package file names conform to the following convention: <DebianPackageName>_<VersionNumber>-<DebianRevisionNumber>_<DebianArchitecture>.deb
Checking the package name associated with a particular Debian archive file (.deb file) can be done in one of these ways:
untersuchen Sie die Packages
-Datei in dem Verzeichnis,
in dem es im Debian-Archiv abgelegt ist. Diese Datei enthält einen Eintrag
für jedes Paket. Der erste Abschnitt in jedem Eintrag enthält den formalen
Paketnamen.
use the command dpkg --info PPP_VVV-RRR_AAA.deb
(where
PPP, VVV, RRR and AAA are the package name, version, revision and
architecture of the package in question, respectively). This displays,
among other things, the package name corresponding to the archive file being
unpacked.
Die VVV
-Komponente ist die Versionsnummer, die vom
Original-Entwickler festgelegt worden ist. Hierfür sind keine Standards
festgelegt. Für sie sind daher völlig unterschiedliche Formate, von
»19990513« bis »1.3.8pre1« in Gebrauch.
Die RRR
-Komponente ist die Debian-Revisionsnummer, die
von einem Debian-Entwickler (oder einem individuellen Benutzer mit der
Absicht, das Paket selbst zu bauen) festgelegt wurde. Diese Nummer
entspricht dem Stand des Debian-Paketes. Eine neue Revisionsnummer
kennzeichnet daher Änderungen im Debian-Makefile
(debian/rules
), der Debian-control-Datei
(debian/control
), den Installations- oder
Entfernungs-Skripten (debian/p*
) oder in den
Konfigurationsdateien, die mit diesem Paket benutzt werden.
Die AAA
-Komponente identifiziert den Prozessor, für den
das Paket gebaut wurde. Dies ist häufig amd64
, was für
AMD64-, Intel 64 oder Via Nano-Chips steht. Andere mögliche Werte finden
Sie, wenn Sie Debians Archiv-Verzeichnisstruktur unter Abschnitt 6.7, „Was haben all die Verzeichnisse in den Debian-Archiven zu bedeuten?“ durchsuchen. Details finden Sie unter »Debian
architecture« auf der Handbuchseite
dpkg-architecture(1).
Die Spezifikationen zu den Debian-control-Dateien finden Sie im Debian-Policy-Handbuch, Abschnitt 5, siehe Abschnitt 12.1, „Welche andere Dokumentation gibt es auf einem und für ein Debian-System?“.
Hier beispielsweise eine control-Datei des Debian-Pakets »hello«:
Package: hello Version: 2.9-2+deb8u1 Architecture: amd64 Maintainer: Santiago Vila <[email protected]> Installed-Size: 145 Depends: libc6 (>= 2.14) Conflicts: hello-traditional Breaks: hello-debhelper (<< 2.9) Replaces: hello-debhelper (<< 2.9), hello-traditional Section: devel Priority: optional Homepage: https://www.gnu.org/software/hello/ Description: example package based on GNU hello The GNU hello program produces a familiar, friendly greeting. It allows non-programmers to use a classic computer science tool which would otherwise be unavailable to them. . Seriously, though: this is an example of how to do a Debian package. It is the Debian version of the GNU Project's "hello world" program (which is itself an example for the GNU Project).
Das »Package«-Feld zeigt den Paketnamen an. Diesen Namen erwarten die Paketverwaltungswerkzeuge als Eingabe. Er stimmt nicht unbedingt mit dem ersten Teil des Namens der Debian-Archivdatei überein, ähnelt ihm aber gewöhnlich.
Das »Version«-Feld gibt sowohl die Original-Entwickler-Versionsnummer (an erster Stelle) wie auch (im zweiten Teil) die Revisionsnummer des Debian-Paketes an. Dieses wird unter Abschnitt 7.3, „Warum sind Debian-Paketdateinamen so lang?“ näher beschrieben.
Das »Architecture«-Feld gibt den Prozessor-Typ an, für den das Binärpaket kompiliert worden ist.
Das »Depends«-Feld enthält eine Liste von Paketen, die benötigt werden, um dieses Paket erfolgreich installieren zu können.
»Installed-Size« gibt an, wieviel Speicherplatz das installierte Paket auf der Festplatte belegen wird. Dieser Wert wird von den Frontends benutzt, um zu prüfen, ob noch genug Festplattenplatz für die Installation vorhanden ist.
Die »Section«-Zeile gibt an, in welchem Bereich des Debian-Archivs das Paket zu finden ist.
Die »Priority« zeigt, wie wichtig dieses Paket für die Installation
ist. Quasi-intelligente Programme wie "apt
" oder
"aptitude
" übernehmen diese Angabe und bilden
entsprechende Paketgruppen, zum Beispiel eine Gruppe optionaler Software,
siehe Abschnitt 7.7, „Was ist ein Essential-, Required-,
Important-, Standard-,
Optional- oder Extra-Paket?“.
Das »Maintainer«-Feld enthält die E-Mail-Adresse der Person, die momentan für die Paketbetreuung zuständig ist.
Das »Description«-Feld umreißt das Anwendungsgebiet und die Funktionen eines Paketes.
Mehr Informationen über alle möglichen Felder, die ein Paket haben kann, finden Sie im Debian-Policy-Handbuch, Abschnitt 5 »Control files and their fields«, siehe Abschnitt 12.1, „Welche andere Dokumentation gibt es auf einem und für ein Debian-System?“.
»Conffiles« ist eine Liste von Konfigurationsdateien (meistens unter
/etc
zu finden). Diese Dateien werden vom
Paketverwaltungswerkzeug bei einer Paketaktualisierung nicht
überschrieben. Dies stellt sicher, dass eigene Einstellungen, die in diesen
Dateien gesetzt wurden, beibehalten werden. Dies ist notwendig, um den
Austausch von Paketen auf laufenden Systemen zu ermöglichen.
Um herauszufinden, welche Dateien bei einem Update erhalten bleiben, benutzen Sie:
dpkg --status paket
und schauen unter »Conffiles:« nach.
Diese Dateien sind ausführbare Skripte, die automatisch vor oder nach einer
Paketinstallation bzw. -entfernung ausgeführt werden. Genau wie die
control
-Datei sind all diese Dateien Teil des
»control«-Abschnitts der Debian-Archivdatei.
Die einzelnen Dateien sind:
Dieses Skript wird ausgeführt, bevor die Debian-Archivdatei (».deb«-Datei), zu der sie gehört, entpackt wird. Viele »preinst«-Skripte stoppen Dienste, die aktualisiert werden, bis deren Installation bzw. Update abgeschlossen ist (nach dem erfolgreichen Ausführen des »postinst«-Skripts).
This script typically completes any required configuration of the package
foo
once foo
has been unpacked from
its Debian archive (".deb") file. Many 'postinst' scripts execute any
commands necessary to start or restart a service once a new package has been
installed or upgraded.
Dieses Skript stoppt üblicherweise alle Dienste, die mit einem Paket verknüpft sind. Es wird ausgeführt, bevor die Dateien des Paketes gelöscht werden.
Typischerweise modifiziert dieses Skript Links oder andere Dateien, die zu
foo
gehören und/oder entfernt Dateien, die vom Paket
erzeugt wurden. (Siehe auch Abschnitt 7.8, „Was ist ein virtuelles Paket?“.)
Momentan können Sie alle control-Dateien in
/var/lib/dpkg/info
finden. Die für das Paket
foo
relevanten Dateien beginnen mit »foo« und haben die
Dateierweiterungen »preinst«, »postinst« usw. Die Datei
foo.list
in diesem Verzeichnis enthält eine Liste aller
Dateien, die mit dem Paket foo
installiert worden
sind. (Beachten Sie, dass die Pfade der Dateien ein dpkg-Interna sind. Sie
sich sollten nicht darauf verlassen.)
Von den Distributionsbetreuern wird jedem Debian-Paket eine Priorität zugeordnet, auf die das Paketverwaltungssystem zugreifen kann. Die Prioritäten sind:
Required: Pakete die für das korrekte Funktionieren des Systems benötigt werden.
Dieses schließt alle Werkzeuge mit ein, die notwendig sind, um Systemdefekte zu reparieren. Sie dürfen diese Pakete nicht entfernen, ansonsten kann es passieren, dass Ihr System zusammenbricht und Sie sogar außerstande sind, mittels dpkg Sachen wieder zu installieren. Ein nur aus Required-Paketen aufgebautes System ist vermutlich unnütz, aber es bietet genug Funktionalität, um dem Systemadministrator zu ermöglichen, weitere Programme zu installieren.
Important-Pakete sollten auf jedem Unix-ähnlichen System installiert sein.
Andere Pakete, ohne die das System nicht vernünftig laufen kann, finden Sie hier. Das beinhaltet nicht Emacs, X11, TeX oder andere große Anwendungen. Diese Pakete stellen lediglich die Basisinfrastruktur dar.
Standard-Pakete sind Standard auf jedem Linux-System, einschließlich eines recht kleinen, aber nicht zu begrenzten Text-Modus-Systems. Es sind Werkzeuge enthalten, um E-Mails zu verschicken (mit mutt) oder Dateien von Archiv-Servern herunterzuladen.
Programme dieser Priorität werden standardmäßig installiert, wenn der Benutzer nichts anderes ausgewählt hat. Es beinhaltet keine großen Programme, aber den Python-Interpreter und einiges an Server-Software, wie OpenSSH (für ferne Administration) und Exim (für E-Mail-Auslieferung; allerdings kann Exim auch so konfiguriert werden, dass er nur lokale Nachrichten verarbeitet). Auch grundlegende Dokumentation, die für die meisten Benutzer hilfreich sein könnte, ist enthalten.
Optional-Pakete beinhalten alles das, was abseits spezieller Anforderungen zur Verfügung stehen sollte oder wovon unterstellt wird, dass Sie es nutzen wollen, ohne es von vornherein zu kennen.
Dazu gehört X, eine komplette TeX-Distribution und viele andere Programme.
Extra: Pakete, die in Konflikt mit Paketen höherer Priorität stehen, die nur für jemanden interessant sind, der sie schon kennt, oder die spezielle Anforderungen haben, welche sie ungeeignet für »Optional« machen.
Wenn Sie eine Standard-Debian-Installation durchführen, werden alle Pakete mit der Priorität Standard oder höher auf Ihrem System installiert. Wenn Sie vordefinierte Programmgruppen (Tasks) auswählen, bekommen Sie auch Pakete mit geringerer Priorität.
Zusätzlich sind einige Pakete als Essential markiert. Da diese Pakete für die Grundfunktionalität des Systems absolut notwendig sind, lehnen es die Paketverwaltungswerkzeuge ab, diese zu entfernen.
Virtuelle Pakete stellen Verweise auf grundlegende Funktionen des Systems
dar und tragen einen entsprechenden, systematischen Namen. Zum Beispiel sind
konqueror
and firefox-esr
beides
Webbrowser, folglich werden beide Programme die Abhängigkeit erfüllen, die
ein Programm hat, das einen Webbrowser braucht, um auf einem System richtig
zu funktionieren. Beide Pakete erfüllen also die Abhängigkeit des
»virtuellen Pakets« namens www-browser
.
Ebenso bieten exim4
und sendmail
beide
die Funktionalität eines Mail-Transport-Agents. Wir sagen also, dass beide
Programme das »virtuelle Paket« mail-transport-agent
anbieten. Wenn eines der Programme installiert ist, dann wird die
Installation jedes Paketes, das von einem
mail-transport-agent
abhängig ist, durch die Existenz des
virtuellen Paketes ermöglicht.
Für den Fall, dass mehr als ein Paket installiert ist, von denen alle
dasselbe virtuelle Paket bereitstellen, bietet Debian einen Mechanismus an,
der es dem Systemadministrator erlaubt, ein Paket als bevorzugt
einzustellen. Der zugehörige Befehl ist
update-alternatives
und wird später in Abschnitt 11.11, „Einige Benutzer mögen mawk, andere gawk; einige mögen vim, andere elvis;
einige trn, wieder andere tin; wie unterstützt Debian die Vielfalt?“ näher erläutert.
Das Debian-Paketverwaltungssystem hat eine Reihe von »Paket-Abhängigkeiten«, die (in einer einzigen Markierung) anzeigen, inwieweit ein Programm A unabhängig vom Vorhandensein von Programm B auf einem gegeben System arbeiten kann:
Paket A hängt ab von Paket B (depends), wenn B unbedingt installiert sein muss, damit A läuft. In manchen Fällen hängt A überdies von einer bestimmten Version von B ab. Meistens handelt es sich dabei um eine Untergrenze, wonach As Abhängigkeit durch jede Version von B erfüllt wird, die neuer ist als die angegebene Version.
Paket A empfiehlt Paket B (recommends), wenn der Paketverwalter der Meinung ist, dass die meisten Benutzer A nicht ohne die Funktionalität von B haben wollen.
Paket A schlägt Paket B vor (suggests), wenn B Dateien beinhaltet, die auf die Funktionen von A bezogen sind und dessen Gebrauchswert für gewöhnlich deutlich steigern.
Paket A steht in Konflikt mit Paket B (conflicts), wenn A nicht funktioniert, solange B auf dem System installiert ist. Sehr oft sind Konflikte Fälle, in denen A Dateien beinhaltet, die eine Verbesserung gegenüber denen aus B darstellen. »Conflicts« werden oft mit »Replaces« verbunden.
Paket A ersetzt Paket B (replaces), wenn Dateien, die von B installiert wurden, von Dateien aus A entfernt und (in manchen Fällen) überschrieben werden.
Paket A beschädigt Paket B (breaks), wenn diese beiden Pakete nicht gleichzeitig auf einem System konfiguriert werden können. Die Paketverwaltung wird es ablehnen, eines davon zu installieren, wenn das andere bereits auf dem System installiert und konfiguriert ist.
Paket A stellt Paket B bereit (provides), wenn alle Dateien und Funktionalitäten von B in A vereinigt sind. Dieser Mechanismus ermöglicht es Benutzern mit einem begrenzten Festplattenplatz, nur den Teil von Paket A zu installieren, den sie wirklich benötigen.
Detaillierte Informationen über die Nutzung all dieser Bezeichnungen finden Sie im Policy-Handbuch, Abschnitt 7.2 »Binary Dependencies«, siehe Abschnitt 12.1, „Welche andere Dokumentation gibt es auf einem und für ein Debian-System?“.
»Pre-Depends« ist eine spezielle Abhängigkeit. Im Fall der meisten Pakete
entpackt dpkg
die Archiv-Datei eines Pakets (also die
.deb
-Datei) unabhängig davon, ob die Dateien, von denen
das Paket abhängt, auf dem System existieren oder nicht. Stark vereinfacht
bedeutet »entpacken«, das dpkg
die Dateien aus der
Archiv-Datei in Ihrem Dateisystem an der entsprechenden Stelle
abgelegt. Wenn solch ein Paket von der Existenz anderer Pakete abhängt,
lehnt dpkg
es ab, die Paketinstallation abzuschließen
(d.h. die Konfiguration des Pakets wird nicht durchgeführt), bevor die
anderen Pakete installiert sind.
Für einige Pakete lehnt dpkg
jedoch sogar das Entpacken
ab, bis bestimmte Abhängigkeiten erfüllt sind. Solche Pakete haben eine
sogenannte »Pre-depends«-Abhängigkeit von anderen Paketen. Das
Debian-Projekt führte diese Kategorie ein, um ein sicheres Upgrade des
Systems vom a.out
- zum ELF
-Format zu
ermöglichen; dabei war die Reihenfolge, in der die
Pakete ausgepackt wurden, kritisch. Es gibt andere große
Upgrade-Situationen, bei denen diese Methode hilfreich ist, z.B. bei Paketen
mit der Priorität »Required« und ihrer Abhängigkeit zu LibC.
Genau wie zuvor finden Sie weiterführende Informationen dazu im Policy-Handbuch.
Diese »Wunsch«-Markierungen zeigen an, was ein Benutzer mit einem Paket tun
wollte, z.B. als er dpkg
aufrief.
Ihre Bedeutungen sind:
unknown (unbekannt) - der Benutzer hat nie angegeben, ob er das Paket wünscht;
install (installieren) - der Benutzer möchte das Paket installiert oder aktualisiert haben;
remove (entfernen) - der Benutzer möchte das Paket entfernt haben, aber die Konfigurationsdateien sollen erhalten bleiben;
purge (vollständig entfernen)- der Benutzer möchte das Paket samt der zugehörigen Konfigurationsdateien entfernt haben;
hold (zurückhalten) - der Benutzer wünscht keine Veränderung an diesem Paket, d.h. das Paket soll in der derzeitigen Version beibehalten werden, wie es ist.
Es gibt drei Wege, Pakete zurückzuhalten: mit dpkg, apt oder aptitude.
Mit dpkg müssen Sie lediglich die Liste der Paketauswahlen mittels
dpkg --get-selections \* > selections.txt
exportieren. Dann modifizieren Sie die daraus resultierende Datei
selections.txt
: ändern Sie die Zeile, die das Paket
beinhaltet, das Sie zurückhalten wollen (in diesem Beispiel libc6
) von:
libc6 install
in:
libc6 hold
Speichern Sie die Datei und laden Sie sie mit folgendem Befehl zurück in die »dpkg«-Datenbank:
dpkg --set-selections < selections.txt
Mit apt können Sie ein Paket auf Zurückhalten setzen mittels:
apt-mark hold Paketname
Oder Sie entfernen die Zurückhalten-Markierung mit:
apt-mark unhold Paketname
Mit aptitude können Sie ein Paket auf Zurückhalten setzen mittels:
aptitude hold Paketname
Oder Sie entfernen die Zurückhalten-Markierung mit:
aptitude unhold Paketname
Debian-Quellpakete können nicht im eigentlichen Sinne »installiert« werden. Sie werden lediglich in ein Verzeichnis Ihrer Wahl entpackt, wo Sie dann die Binärpakete daraus erzeugen können.
Quellpakete werden meistens auf denselben Spiegel-Servern angeboten, auf denen auch die Binärpakete zu finden sind. Wenn Sie Ihre sources.list(5) für APT so eingerichtet haben, dass die benötigten »deb-src«-Zeilen enthalten sind, können Sie jegliches Quellpaket einfach mittels des folgenden Befehls herunterladen:
apt-get source foo
Um Ihnen beim Bauen der Quelltext-Pakete zu helfen, bieten die Debian Quellpakete den sogenannten »build-dependencies«-Mechanismus (Bau-Abhängigkeiten). Das bedeutet, dass die Quellpaket-Betreuer eine Liste anderer Pakete pflegen, die zum Bauen des Paketes benötigt werden. Um zu sehen, wozu dies nützlich ist, probieren Sie einmal dies aus
apt-get build-dep foo
bevor Sie den Quellcode kompilieren.
Der beliebteste Weg hierfür ist die Nutzung verschiedener
Wrapper-Werkzeuge. Im folgenden Beispiel wird die Programmsammlung
devscripts
eingesetzt. Installieren Sie dies Paket, falls
noch nicht geschehen.
Laden Sie jetzt das Quellpaket herunter:
apt-get source foo
und wechseln Sie in dessen Verzeichnisbaum:
cd foo-*
Installieren Sie, falls zum Bauen weitere Pakete gebraucht werden, diese mit:
sudo apt-get build-dep foo
Beugen Sie Verwirrung vor, wenn später seitens Debian neue Versionen veröffentlicht werden, indem Sie mit folgendem Kommando die selbst erstellte Version kennzeichnen:
dch -l local 'Irgendein Text ...'
Und dann bauen Sie Ihr Paket:
debuild -us -uc
Wenn alles korrekt gelaufen ist, sollten Sie jetzt Ihr Paket installieren können mittels
sudo dpkg -i ../*.deb
Wenn Sie es vorziehen, die Dinge händisch zu erledigen, statt
devscripts
zu benutzen, gehen Sie folgendermaßen vor:
Sie benötigen alle foo_*.dsc-
,
foo_*.tar.gz
- und
foo_*.debian.tar.xz
-Dateien, um den Quellcode zu
kompilieren. (Wobei die innerhalb des Debian-Projekts entstandenen Pakete
nicht unbedingt eine .debian.tar.xz
-Datei beinhalten).
Wenn Sie diese Dateien haben (siehe Abschnitt 7.13, „Wie installiere ich ein Quellpaket?“) und das
Paket dpkg-dev
auf Ihrem System
installiert ist, können Sie mit
dpkg-source -x foo_version-revision.dsc
das Paket in ein Verzeichnis namens foo-version
entpacken.
Wollen Sie einfach nur das Paket kompilieren, wechseln Sie in das
foo-version
-Verzeichnis und führen folgenden Befehl aus:
dpkg-buildpackage -rfakeroot -b
um das Paket zu bauen (beachten Sie, dass dazu das Paket fakeroot
erforderlich ist). Installieren Sie
dann mit
dpkg -i ../foo_version-revision_arch.deb
das neu gebaute Paket.
Details hierzu finden Sie im Debian-Leitfaden für neue Paketbetreuer (aus
dem maint-guide
-Paket bzw. unter
https://www.debian.org/doc/devel-manuals#maint-guide) oder in
dem Handbuch für Debian-Paketbetreuer (verfügbar im Paket debmake-doc
oder unter https://www.debian.org/doc/devel-manuals#debmake-doc).